Das Traumfahrerkommando
„Kennst du eigentlich Mirromoon? Die ohne R in der Mitte?“ – „Nö, was ist das?“ – „Ne Band aus Chemnitz. Ich schreib `nen Artikel über die. Hier, willste mal was hören?“ – „Hm, klingt bisschen wie REM1.“ So, oder so ähnlich müssen einige Gespräche vor wenigen Tagen verlaufen sein. Nein, sehr bekannt sind Mirromoon nicht unter der 1989- er Generation unserer Stadt. Auch unter jenen nicht, die sonst vorgeben, alle zu kennen. Eigentlich schade, wenn man sich überlegt, dass die vier Jungs schon seit 1996 zusammen Musik machen. Darf man da überhaupt noch „Jungs“ sagen? Als man mich bat, etwas über diese Band zu schreiben, war mein erster Gedanke: „Oh Gott, die kennst du doch gar nicht. Wie soll das funktionieren?“ Aber es wurden Mails verschickt, das Internet befragt und eine Meinung bildete sich heraus. Zu Anfang wusste ich nicht, was ich mit ihrer Musik anfangen sollte. Es erschien mir alles zu lang – vielleicht war ich einfach nicht in der richtigen Stimmung. Doch nach einiger Zeit ergab sich ein Bild. Die Songs wurden fester Bestandteil meines MP3-Players, sie weckten Sehnsucht. Auf ihrer Homepage nennen sich Mirromoon selbst das „Traumfahrerkommando“ – genau das drückt auch die Musik aus. Irgendwo singt jemand „I feel so close to the sky“, Gitarren erzählen ver- fl ossene Geschichten von Sternen jenseits der Milchstraße, weit unter unseren Füßen verblasst das blaue Licht der Erde. Träumerisch scheinen Mirromoon nach einer Woche Dauerhören. Eventuelle Vorurteile sind beseitigt. Die Band kommt wohl auch deshalb so sympathisch rüber, weil sie so „normal“ sind. Musik machen ist Zeitvertreib, Möglichkeit sich auszudrücken. Es geht ihnen weniger um Auftritte vor Millionenpublikum als um die Sache an sich. Sie sagen selbst, dass sie nur langsam vorankommen und auch nicht jeden Cent investieren müssen. Schon seit geraumer Zeit arbeiten sie an einem Album. „Trip to Pluto“ soll es heißen. Jeder weiß, wie viel Zeit solch eine weite Reise in Anspruch nehmen kann – doch Mirromoon werden das Ziel erreichen. Und auf dem Weg dahin vielleicht bisher unentdeckte Himmelskörper erkunden. Schließlich haben sie schon 11 Jahre zusammen durchgehalten. Davon können viele Musiker nur träumen. Und Träumen war das Stichwort.
Der Artikel stammt aus der Festivalzeitung zum Beatrise Festival.
Autorin: Maria Zimmermann
Foto: Mirromoon