Spaß der Gitarre, Tiefgang den Texten
Kein Zweifel: die Zeitung mit den vier Buchstaben ist ein Wurschtblatt. Doch ist es auch moralisch verwerfl ich, wenn sich Musiker davon inspirieren lassen? Ungeachtet der Antwort haben es Solche getan. Die 11 Titel ihres Debüt-Albums sind alle mit der BILD-Ausgabe vom 5.3.2004 verbandelt. So trägt das lang bearbeitete Scheibchen denn auch den Namen „Bild dir eine Ausstellung“. Zu haben ab dem 1. Oktober unter www.solche.de. Streng limitiert auf 500 Stück, denn nur so viele Zeitungen konnten Holm Krieger und Andreas Neubert von jener Ausgabe retten, die jetzt als Sekundärliteratur zur Platte dient. Solche gibt es seit 2004. Anfangs spielten sie zu dritt: Holm Krieger den Bass, Andreas Neubert die Schießbude und Daniel Seifert die Klampfe. Ab
Oktober 2005 übernahm Herr Krieger die Gitarre, denn ab da waren‘s nur noch zwei. Was heißt hier „nur“? Ungeglaubt vielschichtig klingt das Zusammenspiel von den gerade mal zwei Instrumenten. Dazu singt Holm Krieger mit fasriger Stimme deutsche Texte. Rockig, die einen meinen individuell, Kritiker wittern Lagerfeuer-Feeling. „Es gibt einfach viele Gitarristen, die viel besser sind als ich.“, gibt Holm Krieger (32) seine musikalisch- technische Schwäche offen zu. Seine Stärke liegt nah im wohlüberlegten Konstruieren der Texte. Er bezeichnet sich als den Ideen gebenden Motor und Andreas Neubert (35) als den Strukturierer der Gruppe. Solche-Zuhörer sollen Party machen können, ohne den Kopf ausschalten zu müssen. Über 90-mal standen Solche auf der Bühne, im Mai 2007 auch auf dem Roten Platz in Moskau. Die Musiker wollen im Leben nicht als Deutschrockband bezeichnet werden. „Frag mich mal, warum ich deutsch singe!“ meint Holm Krieger und antwortet: „Ich will komplexe Sachen ausdrücken und kann das nun mal nur auf deutsch. Wenn man deutsch singt, zieht man immer gleich eine Uniform an.“ Dieser bedauernswerten Uniform haben Solche zwei Lieder gewidmet, in einem heißt es da gewohnt komplex: „Sei ein Zeichen, aber zeig dich freier, aber leih dich dem Gelaber, aber sei dir sicher, dass du töten musst. Sieh, sie sieht gut aus, doch sieh, was sie verbaut, doch sieh, sie gibt dir Macht, doch ohne bist du was, wenn du auch fragst.“
Der Artikel stammt aus der Festivalzeitung zum Beatrise Festival.
Autorin: Teresa Stelzer
Foto: Sebastian Scholz